Moral und Kampfgeist

Liebe Fohlengemeinde,

Am vergangenen Wochenende standen gleich zwei Punktspiele, für unsere U16, auf dem Programm, welches uns doch an die Belastungsgrenze brachte.

Samstag

Das Spitzenspiel in der Kreisliga der C-Juniorinnen stand auf dem Plan. Der Kieler MTV gab sich die Ehre. Topspiel der Liga. Erster gegen den Zweiten. Leider stand dieses Spiel unter keinen guten Vorzeichen. Erst am Freitagabend war der Kader komplett. Da zwei Damen es geschafft hatten zum Sichtungstraining der Landesauswahl U14 eingeladen zu werden (wir gratulieren ganz herzlich), zwei Damen weilten zum Schüleraustausch in Frankreich, zwei weitere Damen waren zum Geburtstag der Tante geladen und dazu noch ein Krankenstand der uns dazu nötigte aus der D-Jugend uns zwei Spielerinnen auszuleihen. Und dieses obwohl unsere U13 selbst ein Spiel hatte. Vielen Dank nochmal dafür. Es kam wie es kommen musste. Nach anfänglichem zaghaftem Spiel lagen wir bereits nach 9 Minuten 2:0 hinten. Die Mädels wollten einfach nicht wach werden. Unsere Torhüterin aus der D-Jugend wurde zusehens unsicherer. Das große Tor ist für sie doch noch etwas groß. 🙂 Nachdem die ersten 20 Minuten also komplett verschlafen wurden, kam es zum Tiefpunkt der Startphase. In der 22 Minute nahm unsere Torhüterin völlig unbedrängt einen Rückpass auf. Hier rächte sich anscheinend, dass sie vor dem Spiel noch ein E-Jugend Spiel geleitet hatte (hier ist dies noch erlaubt). Jetzt mussten wir Trainer einmal die Initiative ergreifen, denn selbst jetzt wollten die Damen nicht einmal eine Mauer machen. Das 3 zu 0 lag in der Luft, was wohl das Ende gewesen wäre. Nach kurzem wachrütteln der Mannschaft wurde dieser Ball geblockt und die Mädchen merkten was die Stunde geschlagen hatte. Es wurde konsequenter der Abschluss gesucht und Fußball gespielt. Und endlich … in der 29 Minuten schoss unsere Mittelstürmerin aus halbrechter Position 20 Meter vor dem Tor, aus der Drehung, ins rechte obere Toreck. Jetzt war das Spiel wieder offen. Kurz vor der Halbzeit gerade noch rechtzeitig. In der Halbzeitpause wurde wieder Trainerschach gespielt. Wie taktiert der Gegner? Wie treten wir dem entgegen? Während wir lediglich die Außenpositionen tauschten, mehr war mit nur einer Auswechselspielerin auch gar nicht drin, gingen wir im Taktischen volles Risiko. Agressives Angriffspressing. Das sollte sich auszahlen. Der KMTV wollte anscheinend nur noch die Führung verteidigen und setzte auf Konterspiel. Nun zeigten die Mädels Moral und Kampfgeist. Vom Anpfiff an drückten wir nun auf den Ausgleich. Das Spiel fand nun nur noch in der gegnerischen Hälfte statt. Auf allen Positionen merkte man, dass der Wille nun da war. Auch unsere Torhüterin, in der ersten Hälfte noch unsicher, war nun eine Bank. Zweimal kam sie bis 30 Meter vor ihr Tor gesprintet, um einen Konter bereits im Keim zu ersticken. Ganz großes Kino für eine D-Jugendspielerin. Somit war der Ausgleich in der 42 Minute die logische Konsequenz. Nun drückten wir auf das Tor. Alle zwei Minuten den Jubel auf den Lippen. Aber der Führungstreffer wollte einfach nicht fallen. Und wie wir alle wissen, kann sich das irgendwann rächen. In der 60sten Minute dann der erlösende Treffer unserer Topstürmerin. Aus 20 Metern zieht sie aus halbrechter Position auf die Torhüterin ab. Diesen unberechenbaren Flatterball konnte sie unmöglich festhalten und lenkte ihn unglücklich ins eigene Tor. Der Jubel war groß.

Jetzt hieß es nicht nachlassen. Ein Unentschieden ist auf dem Weg zur Meisterschaft zu wenig. Und wie schnell fängt man sich einen Konter. Es waren noch 10 Minuten zu spielen. Bei vielen schwanden die Kräfte. Währen Kiel mit vier Mädchen auf der Bank fleißig wechselte, konnten wir nur punktuell kräfteschonend agieren. Und endlich. Drei Minuten vor Schluss erlöste unsere Mittelfeldstrategin uns und unsere Fans. Auf halb rechts dribbelt sie sich in den Strafraum, legt sich den Ball quer läuft noch 8 Meter parallel zur Torlinie und schiebt dann Eiskalt ins linke unter Eck. Endlich. 4 zu 2. Tabellenführung gegen den Zweitplatzierten verteidigt. Heute zeigten unsere Mädels, dass sie nicht nur Fußball spielen können, sondern auch mental stark sind. Aus einem 2 zu 0 Rückstand, das 3 zu 0 liegt in der Luft, noch zurück zu kommen und ein 4 zu 2 daraus zu machen. Große Moral und mächtiger Kampfgeist.

b

So werden wir Meister.

Sonntag

Auch hier wurde es wie oben schon erwähnt eng. Erst Samstag Abend um 22:30 Uhr war der Kader komplett und die Fahrt safe. Zwar nur mit 11 Damen, was für ein 11er Feld doch schon knapp ist. Zwei Damen, Sammy und Luise, mussten von gestern noch mal ran und eine junge unerfahrene Shelove gaben wir unser Vertrauen. Friedrichsberg hieß der Gegner. Für uns ein nicht ganz unbeschriebenes Blatt. Vor Zwei Jahren konnten wir uns schon bei der Landesmeisterschaft der D-Juniorinnen mit ihnen messen. Damals wie heute ging es gut. Ein schöner Platz hat uns erwartet, auch wenn wir noch tote Vögel aus dem Strafraum entfernen lassen mussten. Bestes Fußballwetter. Leichter Nieselregen. Mit nur jeweils zwei Spielen war die Position in der Liga nicht ganz aussagekräftig. Wir wussten also nicht worauf wir uns einlassen. Friedrichsberg kam mit zwei Einwechselspielerinnen. Aber der Altersdurchschnitt war unserem ähnlich. Auch mal was neues. Im Normalfall sind wir immer um mindestens ein Jahr jünger. Taktisch hieß erstmal hinten dicht halten. Mit der Doppelsechs sollte es funktionieren, auch wenn wir eine recht uneingespielte Defensive hatten. Der Gegner tat uns nur nicht den Gefallen das Spiel zu machen. Das kannten wir nun aber schon von dem Spiel gegen den KMTV. Es dauerte zwar 13 Minuten bis uns Larissa das 1 zu 0 bescherte, aber auch bis dahin war es ein interessantes Spiel. Und es sollte so weitergehen. Wir machten das Spiel und die Friedrichsbergergerinnen beschränkten sich darauf ihr Tor zu verteidigen und mit langen Bällen die eine oder andere Torchance zu erzielen. Das sollte ihnen auch gelingen. Hinten stimmte die Abstimmung nicht und schon stand es nach 19 Minuten 1 zu 1. Die erste Halbzeit plätscherte so vor sich hin. Sehr schön anzusehen war, dass Jamie, Sammy und Christina versucht haben das Spiel zu organisieren. Gerade weil die Mädels so uneingespielt waren, war das extrem wichtig. Nachdem Sammy in der 34sten Minute den Führungstreffer markierte, gingen wir in die Halbzeit. Die Kabinenpause war natürlich auf Grund des Spielstandes sehr harmonisch. Wer hätte gedacht, dass wir in der Landesliga B schon so erfolgreich sein können. Außer mir bestimmt kaum jemand. Die zweite Halbzeit gestaltete sich als ein Spiel auf ein Tor, nur durch einige Tempogegenstöße, nach langen Abstößen, unterbrochen.

Der Liveticke lief heiß. Auch alle nicht mitgekommenen, also Frankreich, Malente oder Krankenbett, wollten wissen wie es läuft.

Und das alles bei schlechtem Internet. Sehr dramatisch 😉 Can lief Amok.

Friedrichsberg agierte in der Folge sehr defensiv. Bälle hinten raus und vorne hilft der liebe Gott. Aber auch hinten waren wir jetzt souveräner. Selbst wenn Luise oder Shelove mal überlaufen wurden, hat Jamie grandios ausgeholfen und selbst im 5-Meterraum das Slide Tackling ausgepackt. Fanden jetzt nicht alle Gegner und Gegnereltern toll, aber es war alles fair.

Nach vorne ging jetzt Einiges. Auch unsere Außenverteidiger Leah und Marla leiteten ein um das andere Mal tolle Aktionen nach vorne ein, welche mit den Toren von Hannah, krass ins linke untere Eck gezogen, und Sammy endeten. Den Schlusspunkt setzte Jamie. Nach einem Doppelpass ein steiler Pass in die Spitze Richtung Torwart und Jamie aus dem defensiven Mittelfeld grätscht da rein. 5 :1. Das war der Schlusspunkt. Aber viel schöner fand ich, dass alle Mädchen sich auf dem Feld und auch neben dem Feld gut verstanden haben. Egal ob aus der B der Holstein Women runtergezogen oder aus der C hochgezogen.

Es hat funktioniert.

Und das ist das Wichtigste, egal wo wir in Schleswig-Holstein wohnen. Zusammen sind wir stark.

Fohlenpower

Jens Fritzler